Hip-Hop YouTube
Black Vernacular Technological Creativity Confronts Algorithmic Bias in Automated Copyright Administration
DOI:
https://doi.org/10.59056/kbzf.2025.19.p36-58Schlagworte:
copyright, algorithm, artificial intelligence, hip hop, rap, Algorithmus, Künstliche IntelligenzAbstract
This article proposes that YouTube’s automated copyright administration system, Content ID, is itself a text that can be productively understood via the musical lens of hip hop – even as Content ID in turn helps to explain changes in contemporary hip-hop practice. In particular, I observe how the proliferation and subversion of copyright administration technologies converge in novel types of media practice, for example emphasizing beats that simulate hip hop alongside rap »fan vidding,« in which users create pastiche music videos from the footage of one or more visual media sources.
Sampling has long tested copyright law. But while the burden of proof for litigants rests on »substantial similarity,« YouTube operates differently: »fingerprinting« technologies now act preemptively, compounding a chilling effect already exerted by case law. In response, hip-hop producers use »type« beats, simulating a celebrated beatmaker’s style, so as to reconcile legibility to other users with search visibility. Such beats cater to demand for instrumentals to rap over while providing producers raw material for sampling; they also yield a siphon-like effect on »official« videos, monetizing them while eluding automated content detection (ACD). Where type beats simulate music, »fan vids« instead set copyrighted audio to video pastiche, subverting ACD by way of rapid-fire montage; digital-compression artifacts, moreover, thwart algorithmic scanning via reduced encoding bitrates.
Musical and audiovisual style are thus instrumentalized online, marking out how YouTube’s materiality has stimulated new media practices. But ACD is prone to false-positive matches: it is ill-suited to distinguish fair-use borrowing, parody, and textual allusion from infringement. I conclude that its methods, predisposed to favor rhythmic over timbral similarity, exhibit a programmatic bias against fair use and a technical bias against hip-hop beatmaking – and, thus, against Black vernacular technological creativity (Fouché 2006; Rose 1994). ACD thereby represents an intensification of longstanding legal prejudice against hip hop as a cultural practice, reminding us that algorithms perpetuate the biases and blind spots of their creators and administrators (Noble 2018).
Der Artikel versteht Content ID, YouTubes automatisches Verwaltungssystem für Urheberrechte, als eigenen Textkorpus, der sich durch die musikalische Linse des Hip-Hop interpretiert lässt. Umgekehrt kann Content ID dazu beitragen, Veränderungen in der zeitgenössischen Hip-Hop-Praxis zu erklären. Insbesondere lässt sich beobachten, wie die Verbreitung und Subversion von Technologien zur Verwaltung von Urheberrechten in neuartigen Medienpraktiken konvergieren, zum Beispiel wenn Beats betont werden, die Hip-Hop simulieren, oder wenn beim »fan-vidding« im Rap Pastiche-Musikvideos aus einer oder mehreren visuellen Medienquellen erstellt werden.
Sampling hat das Urheberrecht lange Zeit auf die Probe gestellt. Aber während die Beweislast für die Kläger auf der »wesentlichen Ähnlichkeit« beruht, geht YouTube mit »Fingerprinting«-Technologien präventiv gegen Urheberrechtsverstöße vor. Diese verstärken die abschreckende Wirkung, die sich aus bereits durchgesetzten rechtlichen Präzendenzfällen ergibt. Als Reaktion darauf verwenden Hip-Hop-Produzenten »Type«-Beats, die den Stil eines berühmten Beatmakers simulieren, um Lesbarkeit bzw. Auffindbarkeit für ihre User mit einer Suchmaschinenoptimierung zu vereinbaren. Solche Beats befriedigen die Nachfrage nach Instrumentalstücken zum Rappen, und liefern den Produzenten gleichzeitig Rohmaterial für Sampling; sie haben auch eine siphonartige Wirkung auf »offizielle« Videos, zu deren Vermarktung sie beitragen, während sie sich gleichzeitig der automatischen Inhaltserkennung (ACD) entziehen. Während »Type Beats« Musik simulieren, legen »Fan-Videos« stattdessen urheberrechtlich geschützte Audios über Video-Zusammenschnitte und unterlaufen so die ACD durch schnelle Montage. Zudem vereiteln aus digitaler Komprimierung entstandene Artefakte die algorithmische Überprüfung durch reduzierte Kodierungs-Bitraten.
Musikalische und audiovisuelle Techniken werden so online instrumentalisiert und verdeutlichen, wie die Urheberechtssysteme von YouTube neue mediale Praktiken fördert. ACD ist jedoch anfällig für falsche positive Treffer: Es eignet sich nicht dazu, Entlehnungen unter dem Fair-Use Prinzip, Parodien und textliche Anspielungen von Verstößen zu unterscheiden. Es zeigt sich, dass Methoden, die rhythmische Ähnlichkeit gegenüber klanglichen priorisieren, eine programmatische Voreingenommenheit gegenüber der fairen Nutzung sowie eine technische Bias gegenüber dem Hip-Hop-Beatmaking aufweisen – und damit auch gegenüber technologisch-kreativen Schwarzen Praktiken (Fouché, 2006; Rose, 1994). ACD stellt somit eine Verschärfung langjähriger rechtlicher Vorbehalte gegen Hip-Hop als kultureller Praxis dar und verdeutlicht, dass Algorithmen dazu beitragen, die Vorurteile und blinden Flecken ihrer Entwickler aufrechtzuerhalten (Noble, 2018).
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